Fanta Vier Konzert in Stuttgart – eine Enttäuschung für mich

„Warum die Schleyerhalle mich nicht überzeugt hat: Mein Erlebnis beim Fanta Vier Konzert der Hip-Hop Legenden in Stuttgart“

Mitten im Jubel der Fans sank meine Stimmung rapide bergab. Selbst die Pommes Frites konnten meine Laune nicht mehr heben. Der Grund: Begeisterte Fans sprangen immer wieder von ihren Plätzen auf und versperrten mir so die Sicht auf die Bühne.

Nachdem ich auf dem Hinweg voller Vorfreude gewesen war, konnte ich kaum glauben, dass die anderen Zuschauer mir nun den Spaß verderben würden.

Das Konzert der Fantastischen Vier fand am 22.12.23 in der Stuttgarter Schleyerhalle statt. Mich hat Anna (Name geändert) als Assistentin begleitet.

Ich hatte schon immer eine Schwäche für deutschsprachigen Hip-Hop und Rap.

Die Entscheidung, zwei Karten für Fanta Vier zu kaufen, war schnell getroffen, selbst der Preis von 179 Euro hielt mich nicht davon ab. So viel haben unsere beiden Tickets gekostet – denn eine Ermäßigung für mich oder meine Begleitperson gab es in diesem Fall nicht. Bedauerlicherweise. Jeder Veranstalter kann entscheiden, wie er das handhaben will. Wir saßen auf einem Rang, ziemlich weit vorne.
Nur weil Menschen wie ich zum Beispiel eine Seheinschränkung haben, bedeutet das nicht automatisch, dass sie bei Konzerten auf die Rollstuhlbühne gehören. Rollstuhlbühnen sind speziell für Personen mit eingeschränkter Mobilität konzipiert, um ihnen eine verbesserte Sicht auf die Bühne zu bieten.
Auch ich bin aufgrund meiner Gehbehinderung und Spastik am linken Arm in meiner Mobilität eingeschränkt. Trotzdem komme ich mittlerweile mit meinem Stock und meiner Assistenz gut zurecht. Natürlich begegnen mir dennoch immer wieder Hindernisse.
Für ein unvergessliches Live-Erlebnis möchte ich wie alle anderen inmitten des Geschehens sein, nicht abseits. Aufgrund meiner Seheinschränkung kann ich von den vordersten Rängen und mit unterstützender Beschreibung der Assistenz das Event intensiver genießen als von der abseitigen Position auf der Behindertentribüne. Ich habe auf Festivals die Erfahrung gemacht, dass ich auf Behindertentribünen mich nicht “mittendrin” fühle. Einige Ausnahmen bestätigen die Regel.

Windige Herausforderung beim Ankommen

Für mich war schon das Ankommen in der Halle schwierig. Auf einem überfüllten Parkplatz ließ mich meine Assistenz an einer geschickten Stelle aussteigen, damit sie einen Parkplatz suchen konnte, ohne dass ich weit laufen muss. Dass es extra ausgewiesene Parkplätze für Menschen mit Behinderung ziemlich nah an der Halle gibt, habe ich erst zu einem späteren Zeitpunkt erfahren.

Auf der Internetseite der Schleyerhalle findet man unter “Rollstuhlfahrende Schleyerhalle” (https://www.hallenduo.de/de/home/schleyer-halle/personen-mit-einschraenkungen) aber zugegebenermaßen diese Info, wo man mit Behindertenausweises mit Merkzeichen „G“ kostenfrei parken kann. Ihr merkt, ich muss mich auf so ein Event immer ausführlich vorbereiten, um alle nötigen Infos zu haben.

Ich stand also im Dunkeln und übte mich in Geduld. Ein starker Wind ließ meinen Stock zittern und so musste ich mich notgedrungen an Anna festhalten, als sie endlich wieder bei mir war, um nicht umzufallen. Zusammen trotzten wir dem Unwetter und kamen sicher in der Schleyerhalle an. Beim Check-in übergab Anna die Karten, und nach einer Taschenkontrolle, konnten wir endlich eintreten. In der Schleyerhalle war es eine Herausforderung, mich mit dem Stock zu orientieren. Besonders schmale Passagen wie bei der Kartenkontrolle erforderten meine volle Konzentration. Die Kommunikation mit Anna war nicht immer einfach, da sie etwas unruhig wirkte.
Es klappte nicht immer, dass sie auf der linken Seite läuft, damit ich den Stock mit meiner fitten rechten Hand richtig einsetzen kann.

Auf dem Weg zu den Rängen gab es wie immer nur ein einseitiges Treppengeländer, was mir das Treppenlaufen extrem erschwert. Anna nahm den Stock an sich und ich stützte mich auf sie. Stufe für Stufe gingen wir zwischen den Rängen die Treppe hinab. Umgeben von hektischen Menschen versuchte ich Ruhe zu bewahren. Unten angekommen, war kaum Platz für meinen Stock beim Gehen und wir mussten uns durch die Menge kämpfen, um unsere Plätze zu erreichen.

Ein tolles Hip-Hop-Erlebnis – aber nicht für mich

Als die Fantas die Bühne betraten, begrüßte das Publikum sie mit einem riesigen Freudenschrei. Den einzigartigen Stil von Smudo, Thomas D., Michi Beck und And.Ypsilon kannte ich bis jetzt von ihren Videos im Netz. Als wegweisende Künstler der Hip-Hop-Kultur weckten sie meine Erwartungen an das Konzert in der Schleyerhalle in Stuttgart. Tausende Fans waren in die Halle gekommen, um Fanta Vier live zu erleben.

Meine Freude hielt leider nicht besonders lange an. Während die Leute jubelten und tanzten, konnte ich nur kurz aufstehen, mich auf meinen Stock stützen und das Spektakel bewundern. Das Publikum versperrte mir die komplette Sicht auf die Bühne. Anna, meine Begleitperson, machte zum Glück Videos und Bilder, um die Show für mich festzuhalten. Sicherlich wäre es wunderbar gewesen, von dem Bühnenauftritt mehr mitzubekommen. Doch unter diesen Umständen blieb die Beschreibung der Bühnenshow für mich aus. Anna hatte Schwierigkeiten, den Auftritt der Band zu beschreiben, da sie aufgrund ihrer begrenzten Sicht nicht viel erkennen konnte. Trotzdem bemüht sie sich, das Konzert im Bild – und Video Format festzuhalten, damit die Eindrücke so wie die Atmosphäre des Konzerts nicht verloren gehen. Pure Frustration machte sich breit. Ich war überrascht von der großen Menschenmenge bei dem Konzert von Fanta Vier, da ich nicht mit so vielen Fans gerechnet hatte. Die Künstler sind berühmter als ich gedacht habe.

Bald ist alles aus und vorbei

Immerhin habe ich die Musik und den Beat gespürt. Insbesondere der Song “Die da!?“ hat mich fasziniert. Es ist einer der ersten Fanta-Songs, denen ich begegnet bin. Obwohl ich nicht alles sehen konnte, war die Energie der Fantastischen Vier spürbar, die das Publikum mitriss.

Wenn du noch nicht die Gelegenheit hattest, ein Fanta Vier Konzert zu besuchen, kann ich es dir nur nahelegen, dies schnellstmöglich nachzuholen. Es lohnt sich!

Falls dir der Artikel gefallen hat, erzähle mir von deinen Erfahrungen und Lieblingssongs von den Fantastischen Vier und lass uns die Begeisterung über ihre Musik teilen.

Hier noch ein lesenswerter Artikel von Daniel Gerhardt, der mir eine Quelle und Inspiration war.

https://www.zeit.de/kultur/musik/2019-09/die-fantastischen-vier-deutschrap-boygroup-dokumentation

Rikas Location-Check: 2,5 von 5 Sterne für die Schleyerhalle


Räumlichkeiten:

⭐️⭐️⭐️⭐️
Eingang ist ebenerdig, Halle geräumig. Aber für fünf Sterne gehen die Betreiber nicht ausreichend auf Seheingeschränkte ein. Zum Beispiel waren auf Treppenstufen Markierungen verblasst.

Check-in/Einlass:
⭐️⭐️
Die schmale Passage bei der Kartenkontrolle erhöht die Stolpergefahr mit dem Stock.

Service:
⭐️⭐️⭐️⭐️
Standard bei Konzerten – alle konzentriert auf schnelle Abwicklung, aber freundlich.

Bestellvorgang der Karten:
⭐️
Alle Normalos können online bestellen. Meine Assistentin musste für die Nachfrage, ob es ermäßigte Karten für Menschen mit Behinderung gibt, wie immer anrufen.

Bremsklotz:
⭐️
Fehlendes Treppengeländer zwischen den Rängen erschwert den Weg nach unten. Ohne Assistenz nicht zu bewältigen.