Im Sportverein Inklusion üben – Menschen mitnehmen, ihre Talente entdecken

In einer idealen Welt würde ich mir ein Sportangebot wünschen, an dem Menschen mit und ohne Einschränkungen teilnehmen können.

Zum Beispiel hatte ich schon immer die Absicht, einen Selbstverteidigungskurs zu belegen. Ich stelle mir vor, dass dabei Teams aus einer Person mit Einschränkung und einer Person ohne Einschränkung gebildet werden. Damit der Kursleiter zielgerichtet auf die Einschränkung eingehen kann, nehmen hauptsächlich Seh- und Geheingeschränkte teil. Der Kurs könnte aber auch für Menschen mit geistiger Einschränkung oder für Rollstuhlfahrer angeboten werden – wenn die Einschränkungen nicht gemischt werden, kann auf jedes Bedürfnis individuell eingegangen werden, und keiner bleibt auf der Strecke. Die Teilnehmer ohne Einschränkung verlieren die Angst vor dem Unbekannten. Vorurteile werden somit abgebaut.

Doch wie sieht es mit solchen Angeboten in Althengstett aus? Mir ist kein inklusives Sportangebot bekannt.
Zuletzt habe ich in Weingarten im Kreis Ravensburg gelebt, eine größere Stadt, doch auch dort gab es keine passenden Sportangebote für mich. Mein Wohnheim hat zwar Tanzkurse für Rollstuhlfahrer organisiert, aber was bringt mir das?
Ich habe damals ein Rehasport-Angebot gebucht, in dem ich die einzige Teilnehmerin mit Behinderung war. Die Kursleiterin ging auf mich ein und zeigte mir alternative Übungen, wenn notwendig. Das Beste war, dass ich mich endlich mit Menschen austauschen konnte, die keinerlei geistige Einschränkung hatten.

Ich halte es für einen wichtigen Schritt in Richtung einer inklusiven Gesellschaft, dass es mehr Angebote gibt, an denen alle Menschen gleichberechtigt teilnehmen können.

Dass es nicht schon mehr davon gibt, hat meiner Meinung nach mehrere Gründe: Es fehlt das Wissen darüber, wie wenig Sportangebote für Menschen mit Einschränkung es gibt. Die Vereine scheuen den Aufwand. Vielleicht mangelt es auch an Personal. Oder das Vorurteil, Menschen mit Behinderung seien nicht in der Lage Sport zu machen, sitzt in den Köpfen fest.

Aber junge und fitte Menschen mit Einschränkung wie ich wünschen sich diese Art von gesellschaftlicher Beteiligung.
Wie also könnten solche Angebote flächendeckend entstehen? Ich wünsche mir von Sportverbänden Kurse, in denen Übungsleiter lernen, mit bestimmten Einschränkungen umzugehen. Wenn Angebote entwickelt werden, sollten Menschen mit Einschränkungen von Anfang an mit einbezogen werden. In diesem Fall sind sie die Experten, nicht umgekehrt.

Wenn Menschen gemeinsam Sport machen, fördert das die soziale Einbindung, stärkt jeden einzelnen und trägt zu einer harmonischen Gesellschaft bei.

Um Inklusion zu erreichen, reicht Aufklärungsarbeit alleine nicht aus. Jedes Angebot ist ein Anfang. Wenn wir nicht aufeinander zugehen, können Barrieren nie abgebaut werden.

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